„Den“ Erfinder des Computers gibt es nicht. Es ist auch nicht bekannt, wann der Mensch begann, mit Zahlen und Zahlensystemen umzugehen. Über Jahrtausende hinweg begnügte er sich mit seinen naturgegebenen Rechen- und Zählhilfsmitteln, den Fingern. Und auch heute noch finden sich zahlreiche Naturvölker, die nur mit den Fingern zählen. Doch das Hauptproblem, das alle früheren Kulturvölker hatten, war die Darstellung von großen Zahlen und das Rechnen damit.
Erst um 1500 n. Chr. wurde das in Indien entstandene und von den Arabern nach Europa gebrachte Ziffernsystem mit dezimalem Stellenwert bei uns gebräuchlich. Von hier aus hatte es sich über die ganze Welt verbreitet und war die Grundvoraussetzung für die heutige Rechentechnik.
Abakus. Schon lange vor der Entwicklung bedienten sich Menschen technischer Hilfsmittel, um zu zählen und zu rechnen. Das älteste bekannte Rechenhilfsmittel ist der Abakus (ca. 1100 v. Chr. in China). Der Abakus besteht aus mehreren beweglichen Kugeln, die in einem Rahmen auf mehreren unterschiedlich angeordneten Stäben befestigt sind. Durch Verschieben der Kugeln kann u. a. addiert, subtrahiert, multipliziert und dividiert werden.
Die Grundlage für unsere heutige Computertechnologie bilden Entwicklungen unterschiedlicher Erfinder aus verschiedenen Epochen:
Zeitstrahl der wichtigsten Erfindungen für die Computertechnologie
17. und 18. Jahrhundert
19. Jahrhundert
Pellegrino Turri | Italien | 1808 | * 1765 † 1828 | Erfinder: Erste Schreibmaschine von praktischem Nutzen, wahrscheinlich nur für Blindenschrift bestimmt.
Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn | Deutschland | 1823 | * 1785 † 1851 | Forstbeamter und Erfinder: Erste Schreibmaschine mit Typenhebeln. Das für eine phonetische Schnellschrift konstruierte „Schnellschreibklavier“ gilt auch als erste Stenografiermaschine.
Peter Mitterhofer | Südtirol | ab 1864 | * 1822 † 1893 | Tischler, Zimmermann und Erfinder: Sein erstes von fünf Schreibmaschinenmodellen, das mit verdeckter Stechschrift schrieb und aus Holz hergestellt wurde, trug den Namen „Die Misslungene“.
Herman Hollerith | USA | 1866 | * 1860 † 1929 | Ingenieur und Unternehmer: Konstruktion einer Apparatur zur Aufbereitung statistischen Materials mit Lochkarten, die 1890 bei der elften amerikanischen Volkszählung mit großem Erfolg eingesetzt wurde. Was zehn Jahre zuvor noch 500 Helfer beinahe sieben Jahre beschäftigte, schaffte Hollerith mit 43 Zählmaschinen und ebenso viel Bedienungspersonal in knapp vier Wochen.
Hans-Rasmus Malling-Hansen | Dänemark | 1867 | * 1835 † 1890 | Pastor, „Taubstummenlehrer“ und Erfinder: Entwicklung der „Schreibkugel“ als erste serienmäßig hergestellte und verkaufte Schreibmaschine.
Remington & Sons | USA | 1873 | Waffen- und Schreibmaschinenfabrik: Vorstellung der ersten kommerziell nutzbaren Schreibmaschine. Die „Urtastatur“ (QWERTY-Tastatur) der Remington gilt ab 1888 als internationaler Standard. Ab 1925: Herstellung der ersten elektrischen Schreibmaschine.
Franz Xaver Wagner | Deutschland/USA | 1890 | * 1837 † 1907 | Erfinder: Der deutschstämmige F. X. Wagner baute das nach ihm benannte Typenhebelgetriebe mit Zwischenhebel in die US-amerikanischen Underwood-Modelle ein. Damit wurde das Geschriebene sofort sichtbar und revolutionierte den Schreibmaschinenbau.
20. Jahrhundert
Konrad Zuse | Deutschland | 1941 | * 1910 † 1995 | Erfinder, Ingenieur und Unternehmer: Erste funktionsfähige Datenverarbeitungsanlage mit Programmsteuerung („Z 3“) zur Durchführung der vier Grundrechenarten und anderer Rechenoperationen sowie zum Abruf fest eingebauter Arbeitsabläufe durch Tastendruck. 15 bis 20 arithmetische Operationen konnten in einer Sekunde durchgeführt werden, eine Multiplikation dauerte vier bis fünf Sekunden.
Howard H. Aiken | USA | 1944 | * 1900 † 1973 | Wissenschaftler und Computerpionier: Inbetriebnahme der ersten elektronischen Rechenanlage „MARK I“ in Zusammenarbeit mit IBM. Eine Addition dauerte nur 0,3 Sekunden, die Multiplikation zweier zehnstelliger Zahlen ca. 6 Sekunden und eine Division etwa 11 Sekunden. Aus der automatischen Datenverarbeitung wurde die elektronische Datenverarbeitung (EDV).
John Presper Eckert (* 1919 † 1995) und John William Mauchly (* 1907 † 1980) | USA | 1946 | Computerpioniere: Erster Rechner mit Elektronenröhren („ENIAC“, erste Computergeneration) und Einführung des Begriffs „Computer“ (engl. „to compute“ = rechnen).
1955 | USA: Die serienmäßige Herstellung von Transistoren leitete die zweite Computergeneration ein. Vorteile: geringeres Gewicht, kleinere Abmessungen, weniger Störanfälligkeit und fast unbegrenzte Lebensdauer.
Jack S. Kilby | USA | 1958 | * 1923 † 2005 | Ingenieur: Erfindung des „integrierten Schaltkreises“ und Vater des „Chips“. Die Funktionen von Transistoren, Widerständen und Dioden wurden in Siliziumkristalle integriert. Für Speicherzwecke wurde ein Chip von 9 mm² entwickelt, der 64 Schaltkreise enthielt und damit 64 Bit speichern konnte. Die Schaltgeschwindigkeit lag bei 54 Nanosekunden, dem 54-milliardstel Teil einer Sekunde. Das Gehirn der „Z 3“, das noch einige Kubikmeter Raum beanspruchte, ließ sich dadurch in einer Streichholzschachtel unterbringen.
1962 | USA: Mit den sog. Monolithen begann die dritte Computergeneration. Vorteil: Verminderung des Raumbedarfs. Eine Schaltgruppe (Modul) vereinigte mehrere Transistoren und Widerstände in Salzkorngröße auf einer Keramikplatte. Konnten mit den Rechnern der zweiten Generation nur 1 300 Additionen pro Sekunde durchgeführt werden, ermöglichte die neue Technologie 160 000 Additionen in der gleichen Zeit.
John Kemeny (* 1926 † 1992) und Thomas Kurtz (* 1928) | USA | 1964 | Mathematiker und Informatiker: Entwicklung der Programmiersprache „BASIC“, die von Laien in wenigen Tagen erlernt werden kann. Im gleichen Jahr erhielt die US-amerikanische Firma Texas Instruments den Patentschutz auf die Erfindung des „integrierten Schaltkreises“.
Gary Boone | USA | 1968 | * 1945 † 2013 | Computerpionier: Entwicklung des ersten Mikroprozessors von Texas Instruments, der auf einem kleinen Siliziumplättchen alle Elemente der Zentraleinheit eines Computers vereinte.
1974 | USA: Die Firma Intel brachte den ersten 8-Bit-Mikroprozessor „8080“ auf den Markt. Damit begann die vierte Computergeneration.
1982 | USA: Die Firma Commodore stellt den C 64 vor, der sich mit über 30 Mio. verkauften Geräten zum seinerzeit weltweit meistverkauften Heimcomputer entwickelt.
1985 | USA: Der erste 32-Bit-Prozessor in Großrechenanlagen der fünften Computergeneration entstand.
1990 | USA: Die Firma Microsoft bringt mit „Windows 3.0“ in Anlehnung an Apple eines der ersten und erfolgreichsten Betriebssysteme mit „grafischer Benutzeroberfläche“ auf den Markt.
21. Jahrhundert
Seit 2000 werden 64-Bit-Prozessoren in PCs eingesetzt und ein Ende der rasanten Entwicklungen ist nach wie vor nicht absehbar. Der Computer hält in immer mehr Bereichen Einzug, die bisher dem Menschen vorbehalten waren. Die Größe eines Rechners wird heute im Wesentlichen von der notwendigen Mechanik bestimmt – hätten wir kleinere Hände zur Bedienung der Tasten und bessere Augen zum Ablesen der Skalen, so könnten die Taschenrechner spielend auf Millimetergröße schrumpfen. Auch die Speichergrößen dringen in vorher nie gekannte Größenordnungen vor.
2009 | USA: Die Firma Apple stellt mit dem iPad den ersten Tablet-PC mit berührungsempfindlichem Bildschirm und dem Betriebssystem iOS vor.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Bildquellen:
[Abb. 1]
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Boulier1.JPG
[Abb. 2]
Wilhelm Schickard (Porträt (Öl auf Leinen) in der Tübinger Professorengalerie
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schickard#/media/Datei:C_Melperger_-_Wilhelm_Schickard_1632.jpg
[Abb. 3]
Blaise Pascal (Gemälde entstanden 1691)
https://de.wikipedia.org/wiki/Blaise_Pascal#/media/Datei:Pascal_Blaise.jpeg
[Abb. 4]
Gottfried Wilhelm Leibniz, Porträt von Christoph Bernhard Francke, um 1700; Herzog-Anton-Ulrich-Museum Braunschweig
https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz#/media/Datei:Christoph_Bernhard_Francke_-_Bildnis_des_Philosophen_Leibniz_(ca._1695).jpg
[Abb. 5]
Johann Philipp Weisbrod: Porträt des Philipp Matthäus Hahn, 1773 (Historisches Museum Basel)
https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Matth%C3%A4us_Hahn#/media/Datei:Portr%C3%A4t_des_Philipp_Matth%C3%A4us_Hahn.jpg
[Abb. 6]
Joseph-Marie Jacquard
https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Marie_Jacquard#/media/Datei:Joseph_Marie_Jacquard.jpg
[Abb. 7]
Stich von Charles Babbage am 1. Mai 1833 im Mechanics‘ Magazine
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a5/Engaving_of_Charles_Babbage_from_Mechanics_Magazine.jpg